Ist Schmutz gesund?

Schmutz ist nicht gesund. Er macht in aller Regel aber auch nicht gleich krank. Die häufigsten Schmutzanteile haben im Haushalt keine allzugroße gesundheitliche ("hygienische") Bedeutung sondern sind vor allem unästhetisch. Dass verschiedene Menschen dies verschieden empfinden und somit auch verschieden putzen, ist in gewissen Grenzen völlig in Ordnung. Die hochglanzspiegelnden, quitschenden Flächen aus der Reinigungsmittel-Werbung sind jedenfalls kein gutes Ziel – es wäre sowieso nicht erreichbar. Keine Kompromisse sollte man im Lebensmittelbereich eingehen, obwohl das Entscheidende dort weniger das Putzen, sondern das Verhalten ist (dies gilt übrigens ebenfalls für die Toilette). Starke und dauerhafte Verschmutzungen provozieren natürlich zum Beispiel echte Probleme wie Schädlings-, Schimmelbefall oder Allergien und sind nicht zu akzeptieren.

Dass Schmutz sogar ausgesprochen gesund sei, wird zuweilen aus einer Theorie, der sogenannten "Hygiene-Hypothese" abgeleitet. Es handelt sich hier aber nicht um Schmutz, sondern um frühe Infektionen, vor allem im ersten Lebensjahr eines Kindes. Es scheint so zu sein, dass Kinder, die in dieser Zeit viel Kontakt mit Infektionserregern haben (und natürlich zum Teil auch daran erkranken), später weniger Allergie-anfällig sind. Der naive Schluss, dass viel Schmutz oder gar die Infektionen selbst deswegen gesund seien, ist aber unsinnig.